Mein Tag ist gerettet, wenn jemand mit mir gesprochen hat. Im Moment erlebe ich, dass das nicht selbstverständlich ist. Unterwegs bin ich für alle eine Fremde, noch dazu eine komische. Wer läuft sonst schon bei grautrübem Wetter mit einem riesigen Rucksack, einem komischen Hut und einem Handy um den Hals durch den Ort?
Jeder sieht auf den ersten Blick: Die gehört nicht hierher. Bei manchen dauert dieser Blick nur den Bruchteil einer Sekunde. Andere sind neugierig und schauen einen Moment länger hin.
Die meisten schaffen es noch mein „Hallo“ zu erwiedern. Manche sind aber so schnell „abgetaucht“, dass ich das Hallo mehr über die Lippen bringe.
Oft bin ich schon in Hab-Acht-Stellung, wenn mir jemand begegnet. Ich versuche ein kurzes Gespräch anzufangen. „So ein schöner Wald hier“, sage ich zu dem Spaziergänger, der mir entgegen kommt. „Ja“, sagt er, lächelt ein bisschen und geht schnell weiter.
„Sie haben aber einen tollen Garten“ – ein Lächeln und der Blick des Mannes konzentriert sich wieder auf die Gießkanne.
Ich habe es auch schon mit Fragen versucht:“ „Sind sie von hier? Wo ist es denn hier im Dorf am schönsten?“ Drei waren völlig überfordert damit, dass ich sie angesprochen habe, eine hat sich Zeit genommen und ein paar Sätze mit mir gewechselt. Es gab sogar eine Frage an mich:“ Wo wollen Sie denn hin?“
Die meisten, die ich nach einer Unterkunft für die Nacht frage, wollen gar nichts wissen: „Nein, da fällt mir nichts ein“ oder „da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen“, höre ich, wenn ich nach einem Platz frage, an dem ich meine Luftmatratze ausrollen kann.
Es macht mich nachdenklich. Und ich frage mich, ob ich mich genauso verhalten würde.
Und ich merke, dass mich dieser Weg verändert. Ich hoffe, ich würde in Zukunft freudig ja sagen, wenn jemand Fremdes eine kleine Bitte äußert. Und ich nehme mir vor Interesse zu zeigen. Ich glaube, wir haben viel zu oft das Gefühl, es ginge uns nichts an und wir sollten nicht so neugierig sein, dabei ist Interesse etwas Kostbares.
Ganz praktisch ist das Angebot eine Toilette nutzen dürfen, an kalten Tagen im Warmen Pause machen zu können oder einen Tee zu bekommen, schon so etwas wie das Himmelreich.